
Jan-Herm Janßen, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Das Merowinger Eck – Frühmittelalter hautnah erleben
Am Wanderweg M7, auf dem Querenberg bei Mettingen, liegt ein ganz besonderer Ort: das Merowinger Eck. Hier führt die Wanderroute nicht nur durch schöne Natur, sondern auch mitten in die Geschichte – zurück ins 8. Jahrhundert.
Im Jahr 1932 wurden an dieser Stelle beim Umbruch des Geländes zufällig mehrere große Steine entdeckt. Heimatpfleger Karl-Heinz Brand rekonstruierte die Funde und stieß auf ein rechteckiges Steinensemble mit einem grobkörnigen Gestein in der Mitte – der Beginn einer spannenden archäologischen Entdeckung. In den darauffolgenden Ausgrabungen wurde ein frühmittelalterliches Gräberfeld freigelegt, das sich der Merowingerzeit zuordnen lässt.
Insgesamt kamen sieben Hügel- und 17 Flachgräber zum Vorschein. Einige der Toten wurden in Holzsärgen bestattet, wie Skelett- und Holzreste zeigen. Die Grabbeigaben – darunter ein Schwert, Perlen, Messer und Keramikscherben – erzählen vom Leben und Glauben dieser frühen Zeit. Besonders aufschlussreich: Die Ausrichtung der Gräber deutet auf eine Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum hin. Während heidnische Gräber oft in Nord-Süd-Richtung mit reichhaltiger Ausstattung angelegt wurden, sind christliche Gräber schlichter und meist Ost-West ausgerichtet.
Weitere Geländeuntersuchungen in den Folgejahren bestätigten die historische Bedeutung des Ortes, auch wenn keine neuen Funde mehr gemacht wurden. Heute erinnert das Merowinger Eck an eine Zeit des Umbruchs – als das Christentum langsam in das Gebiet der Sachsen einzog und die Herrschaft der Merowinger von den Karolingern abgelöst wurde.
Der Ort wurde mit einer Informationstafel ausgestattet und in den offiziellen Wanderweg „M7“ eingebunden. Rastplätze laden zum Verweilen ein. Wer mit einem Wanderpass alle 21 Stempelstationen der sieben Mettinger Wege besucht, kann sich sogar mit einer kleinen Auszeichnung belohnen lassen.
Das Merowinger Eck macht Geschichte vor Ort erfahrbar – für Wandernde, Geschichtsinteressierte und alle, die neugierig auf die Vergangenheit sind.
Text und Fotos: Karl-Heinz Vörckel